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Esko vom Storchengässle
Mein Leben
15.11.2001 – 12.02.2007
Eigentlich wollten wir ja nur mal kurz schauen, denn Luise und Emil (vom Storchengässle) hatten Rottis-Babys. Wirklich nur schauen!!!
Da standen wir nun, zwischen einer ganzen Rottibande, die einem um die Füsse wuselten.
Nach Absprache mit Luise, hätten wir, wenn wir Interesse haben, die 2. Wahl, so haben wir uns mal die kleine Bande genauer angesehen. Den Kleinen, den wir uns als Favoriten ausgesucht hatten, der hatte nach späterer Absprache, einen leichten Fehler, der uns nicht aufgefallen wäre.
Dann war da einer mit einem frechen Gesichtsausdruck, er hatte zwischen den Hinterläufen ein kleines Muttermal, der gefiel uns recht gut, war aufgeweckt, frech, nicht scheu.
Als dann der Tag kam, die kleinen waren zur Abgabe bereit, war Harald schon da, er hatte die 1. Wahl. Harald suchte einen, der Trieb mitbrachte, also, fuchtelte er mit einem Lappen herum und der, der am meisten daran Interesse hatte, den würde er nehmen. Wir standen da und bangten ( ich bangte, denn ich hatte den Kleinen ja schon ins Herz geschlossen), auf einmal nahm er unseren ausgesuchten auf den Arm und setzte ihn aber auch gleich wieder ab, er nahm einen anderen,
puh-Gott sei Dank.
Voll Freude nahm ich unseren „Esko“ (was für ein Name, dachte ich) auf den Arm und wir gingen hinaus. Dieser kleine „Knoddel“, wie sie halt so sind, einfach zu knutschen. Eigentlich sollte Esko für Bernd sein, da ich ja Cäsar zum Ausbilden hatte und er nichts, doch das sollte später ganz anders kommen .
Also, wir fuhren mit dem Kleinen auf meinem Schoss nach Hause. Zuhause angekommen, haben wir ihm alles gezeigt, natürlich zuerst unserem Cäsar, der war ja der Chef im Hause und musste zuerst sehen, was da kommt, so glücklich sah er nicht aus, denn der Kleine war ja so was von wuselig, das war nicht seine Sache, wenn Esko auf ihn zukam, dann stand er doch mal vorsichtshalber auf, denn der könnte sich ja auf ihn setzen oder gar zu ihm hinlegen, wie peinlich, ne , das war nicht Cäsar´s Sache, aber Cäsar war nie böse zu dem Kleinen, er war da und er gehörte ab heute zur Familie.
Wir haben Esko in der Werkstatt ein kleines eigenes Reich eingerichtet.
Abends haben wir ihn in sein Reich verabschiedet, er hat ganz schön geheult, das tat mir in der Seele weh, aber wir haben mal gesagt bekommen, dass der Kleine sich daran gewöhnen müsste alleine zu sein, heute weiss ich das anders.
Als wir morgens wieder in die Werkstatt kamen, da war der Kleine nicht mehr in seinem „Reich“. Sein Reich abgetrennt mit 50 cm hohen Platten, ausgelegt mit Teppichen und versehen mit einem Drahtkäfig der als Höhle diente. Die Höhle ausgestattet mit einem Kissen (bitte nicht lachen), das gabs nicht, Esko begrüsste uns an der Tür, unmöglich dass er da raus kam. Durch das Fenster konnten wir am Abend sehen, wie der kleine Knirps ausgebrochen ist, der ist einfach auf den Käfig geklettert und dann über die Bretter nach draussen, also wir die Bretter erhöht, siehe da, morgens stand der Knirps wieder vor der Tür. Also, wir die fordere Front entfernt und siehe da, jetzt gings dem Kleinen schon viel besser.
Heute jedoch käme ein Welpe zu uns ins Haus, denn diese knallharte Trennung ist nichts für so einen kleinen Hund, der die Trennung von der Mutter und den Geschwistern erst einmal verkraften muss. Ein Baby wird auch nicht von allem ferngehalten, dass es lernt alleine zu sein.
Man wird schlauer!!!
Es verging die Zeit, Esko entwickelte sich zu einem richtigen Energiebündel, triebig, neugierig, mutig, offen für alles neue und unendlich naseweis ( sein 2. Vorname). Er konnte nicht laufen wir andere Hunde, nein er musste springen, über alles hinweg und von allem von allem runter, da wir noch nicht so erfahren waren, dachten wir nicht an die Spätfolgen. Treppen, oh graus, nie bis zum Ende runtergehen, nein nicht für Esko, da hiess es, wenn niemand zuschaute oder man nicht schnell genug war –Abflug von der 3. oder 4. Stufe ...... hey, war das nicht Klasse???
Dann mit ca. 7 Monaten fing er an zu lahmen und hatte Schmerzen im linken Ellbogen, also ab zum Tierarzt, die niederschmetternde Diagnose: Coronoid abgebrochen und Teile ins Gelenk gewandert -Operation Nr. 1. Wir haben auf den Kleinen aufgepasst wie ein Schießhund, doch nach einigen Wochen das gleiche Spiel, wieder musste das Gelenk eröffnet werden, denn man hatte einen Rest übersehen. Das ruhig halten war nicht einfach für so einen triebigen Hund.
Eigentlich wollte ja Bernd mit Esko arbeiten, aber das war schlicht weg unmöglich, denn der kleine Knirps hatte mich auserkoren, auf Schritt und Tritt, hinter mir her, ständig an den Socken klebend, wo ich war, war Esko!!!
Er entwickelte sich zum richtigen Arbeitstier. Am Anfang sah er zwar aus wie ein hochgeschossenes Reh, dafür bestach er aber durch seinen sehr hohen andauernden Spieltrieb, seine schnelle Auffassungsgabe und seinen Arbeitseifer.
Esko hat uns immer sehr viel Freude bereitet, natürlich mich auch unsagbar viele Nerven gekostet, ich denke da nur an den Schutzdienst und da speziell an das revieren....!!! Dieser hohe Trieb muss erst mal unter Kontrolle gebracht werden, war aber ungemein toll mit Esko zu arbeiten, er tat für mich alles, so liebte er mich und ich ihn!!!
Wir überspringen einige Zeit, denn es folgten noch weitere 4 OP´s am linken Ellbogen, viele Tränen habe ich um diesen Hund geweint, jedes Mal dachte ich, jetzt ist es vorbei.
Dazwischen haben wir noch BH, VPG 1 und 2 gemacht. Trotz seiner Probleme mit den Ellbogen.
Wie schon gesagt, das ganze Leben hat er uns immer Freude bereitet, er war immer da, immer fröhlich und nie schlecht gelaunt, immer zu irgend welchen Scherzen aufgelegt, einfach ein „Super-Dog“, unser Super-Dog.
Seine 1. Leidenschaft war das Arbeiten auf dem Platz, da natürlich der Schutzdienst in allen Variationen, ihn konnte nichts daran hintern, den Helfer zu fassen, ob das Kisten geflogen kamen oder ob da mit Säcken, gefüllt mit leeren Dosen gefuchtelt wurde, alles war egal, Hauptsache er kam an den Helfer und den hat er sich kompromisslos gegriffen und „geschüttelt“ (letzteres war sehr unangenehm für den Helfer), bis er freiwillig den Arm hergab ;-).
Seine 2. Leidenschaft war die „Waldarbeit“, das heisst, spazieren gehen an einer ganz normalen Wiese, pah, wie langweilig, aber am Waldrand, wo riesen Äste lagen oder gar abgestorbene Baumstämme, das war super, rein in den Wald und den untersten Ast rausgezogen, egal wie der eingekeilt war, Esko hat ihn sich geholt und dann den ganzen Weg geschleppt, getragen, mit den Vorderpfoten gezogen, egal wie, aber der musste mit. Sein Motto: Was nicht passt, wird passend gemacht!!
Natürlich lahmte er hinterher, aber das war ihm der Spass wert, meisten war ich diejenige, die ihm von seinem Spiel abzog!!! Wenn ich dann noch an seinen Gesichtsausdruck denke, als er dann auf den Ast schaute und dann mir ins Gesicht, Frage: warum muss ich aufhören, das ist doch ein tolles Spiel, aber er kannte ja seine Grenzen nicht, denn er dachte nicht darüber nach was kommt wenn...!!!
Wir haben sehr viel getan, Homöopathie, Magnetfeldtherapie, Goldakupunktur, Physiotherapie, Unterwasserlaufband, nichts blieb unversucht. Leider musst ich ihn in seinen weiteren Jahren immer mehr ausbremsen, die Arbeit auf dem Platz ging gar nicht mehr, der Schutzdienst schon zweimal nicht, ausser mal hurtig einbeißen, das war es auch schon.
Viele Tränen haben Esko und mich begleitet, Trauer und Wut, warum er, das war einfach nicht fähr. Ein schöner und triebstarker, sehr gehorsamen Rottweiler, Umweltsicher, eine riesen Portion Selbstsicherheit, was will man mehr und so einer ist nicht in der Zucht? Aber was soll’s, bei uns zählt das Leben und das war bei uns sehr, sehr schön.
Ende des Jahres 2006 (Silvester) fing er wieder an zu lahmen, aber dieses Mal rechts, was für ein Schock, er konnte nicht einmal mehr ohne Schmerzen aufs rechte Bein stehen, wir lagen beide auf dem Boden, ich nur geweint und er mich angeschaut. Ich habe die Welt nicht verstanden. Nach einer Medikamentenkur hatten wir alles wieder gut im Griff, nicht perfekt, aber ich denke so gut wie schmerzfrei.
Am 8. 1. fing er wieder an stärker zu lahmen und ich machte einen Termin bei der Tierklinik am Sandpfad Dr. Siemers, er kannte ihn schon von den anderen OPs. Termin Montag 12.02.07 8:ooUhr. Freudestrahlend ging Esko ins Wartezimmer (er ging trotz allem was er schon durchmachen musste, sehr gerne zum Tierarzt), wie eigentlich immer. Dann waren wir dran, es hiess: Fam. Wittemann und schon rannte er los Richtung Behandlungszimmer, wir im Schlepptau hinterher.
Dr. Siemers sah sich den rechten Ellbogen an, tastete, drückte –Aufschrei- von Esko, mein Herz blieb für einen kurzen Moment stehen, das tat aber weh, kurze Besprechung, um näheres zu sehen müssen wir röntgen, klar logisch, Nadel gesetzt und Narkose gegeben, da zerriss es mir WIEDER das Herz, denn ich wusste innerlich, Esko wirst du nie WIEDER bei wachen Bewusstsein erleben, nie WIEDER wird er dir im Weg stehen, nie WIEDER wird er die Treppe herunter gerannt kommen, wie ein Verrückter und wird dich begrüssen, NIE WIEDER!!! Zum Glück hatte sich Bernd freigenommen. Nun lag er da...........! Wir sind rausgegangen, ich nichts wie auf Klo und dann fing ich auch schon herzzerreissend an zu weinen.
Es sollte noch schlimmer kommen, Dr. Siemers hatte noch ein MRT gemacht, die niederschmetternde Diagnose: Coronoid ABGEBROCHEN !!!! Ins Gelenk gewandert, VERDAMMT!!!
NEIN, NEIN..., mein, nein unser Herz hörte für kurze Zeit auf zu schlagen.... WARUM, haben wir nicht schon so viel durchgemacht, haben wir nicht alles probiert, WARUM???? Wir lagen uns in den Armen und haben geweint Dr. Siemers liess uns für einen Moment alleine, wir wussten, was zu tun war. Ein Alptraum ging in die Realität über, da der linke Ellbogen schon 5 mal operiert war, konnten wir eine OP rechts nicht zustimmen, denn das hätte den Linken vollkommen zerstört, er gab nur eine Lösung..., VERDAMMT!!!!
Wir zählten in diesem Moment nicht, in diesem Moment zog das Leben von Esko an uns vorbei, jetzt war nur noch Esko wichtig, die Welt um uns herum existierte nicht mehr, wir gingen wie durch einen dicken Nebel nach oben, wo er auf einer kalten Pritsche lag und ruhig in der Narkose vor sich hin atmete. Wir standen da, der Boden unter den Füssen wurde uns auf einmal weggerissen, ein grosses tiefes, schwarzes Loch tat sich auf, WIR mussten die Entscheidung treffen. Wir haben uns von ihm verabschiedet, unter Tränen haben wir uns bei ihm entschuldigt und ihm einen ewigen Platz in unserem Herzen versprochen, dann war es still, die Welt hat aufgehört sich zu drehen, er atmete nicht mehr, oh Gott, er atmet nicht mehr!!!!
Was haben wir getan. Ich hätte am liebsten losgeschrieen. Mein Gott, was für ein Schmerz, in unseren Armen machte sein Herz die letzten Schläge. Wir standen beide da, haben ihn umarmt und ihm in der anderen Welt ein besseres Leben gewünscht und ihm versprochen, dass wir uns wiedersehen ohne Schmerz und ohne Leid.
Wir standen noch lange da und hielten ihn einfach nur fest, wir haben ihm gesagt, dass es uns leid täte, dass alles so kam, aber es gab keinen anderen Ausweg, es wäre kein schönes Leben mehr für ihn geworden und früher oder später wäre es so oder so gekommen, das wussten wir ja schon damals, es ist immer zu früh..........!
Wir haben uns für eine Einäscherung entschieden, das Team von Dr. Siemers hat alles weitere in die Wege geleitet, DANKE noch dafür, auch ihnen merkte man an, dass es nicht spurlos an ihnen vorbei ging. Danke nochmals!!!
Die Heimfahrt war grauenhaft, der ganze Montag noch grauenhafter, den ganzen Tag Heulkrämpfe, wir trösteten und gegenseitig, fanden aber keine Ruhe, später am Nachmittag gingen wir mit den andern 4 Rottis spazieren. Wir haben uns nur festgehalten, geschwiegen und geweint und uns immer wieder gesagt:
WIR HATTEN KEINE ANDERE WAHL; ZUM WOHLE VON ESKO!!!!
Verdammt, was für ein Schmerz, wir haben gewusst, der Tag wird irgendwann kommen, aber dass der Schmerz so einschlägt, das hatten wir nicht geahnt.
Die Woche ging dahin, mehr schlecht als recht, keine Nacht geschlafen, immer gedacht, da kommt er die Treppe rauf und schaut ob ich noch da bin, den Tag wie durch eine Nebelwand durchlebt, ich konnte mit niemandem sprechen, ging nicht auf den Hundeplatz, hatte SMS und Email versendet, das war meine Trauerverarbeitung. Überall im Hause habe ich Bilder aufgehängt und mich jeden Tag für diesen Entschluss entschuldigt, aber es half nicht, der Schmerz war zu tief, verdammt tief.
Am 01.03.07 haben wir Esko in Mannheim abgeholt, die Luft blieb mir weg, als sie uns die Urne übergab. Ich hielt ihn ganz fest in den Armen, so wie damals als wir ihn vom Züchter geholt haben. Ein 2. mal in deinem Leben holen wir dich jetzt zu uns nach hause, aber jetzt für immer und ewig. Esko hat einen wunderschönen, sonnigen Platz in unserem Garten bekommen.
Für immer uns ewig wirst du ESKO in unseren Herzen und Gedanken sein, nichts und niemand wird dir diesen Platz streitig machen. Der Schmerz ist noch da und er sitzt tief und fest, ich weis nicht wann er vergeht.
Wir wissen auch, dass es viel schlimmere Dinge auf dieser Welt gibt, als einen Hund zu verlieren, aber dies ist unser Schmerz, unser ganz persönlicher, verdammt tiefer, grenzenloser Schmerz, ganz allein unser!!!
Der, der dies nicht versteht, der hat seinen Hund nicht geliebt und auch nicht verdient!!!
Bitte denkt auch daran:
Tiere sind auch Geschöpfe Gottes und auch deshalb sollte man sie nach ihrem Tod würdig und respektvoll behandeln, kein Tier hat es verdient einfach nach seinem Tod auf den Müll geworfen zu werden, sie haben uns ein Leben lang treu und aufrichtig zur Seite gestanden, mehr als mancher Mensch.
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